Cannabis als Hoffnung bei Depressionen: Wie wirksam ist die Behandlung wirklich?

Autor
Anna Muntanjohl

Cannabis als Hoffnung bei Depressionen: Wie wirksam ist die Behandlung wirklich?
In Deutschland erlebt etwa jede fünfte Person im Laufe des Lebens eine depressive Episode.
Medikamente helfen vielen, wieder zu mehr Stabilität zu finden. Aber leider wirkt längst nicht jede Behandlung. Mancher kämpft mit belastenden Nebenwirkungen oder der endlosen Suche nach dem passenden Präparat. Kein Wunder also, dass sich viele nach neuen Wegen umsehen.
In den letzten Jahren hat Cannabis als potentiell ergänzendes Therapiemittel immer häufiger für Schlagzeilen gesorgt. Viele von Depression Betroffene fragen sich nun, ob die Behandlung auch für sie eine gute Wahl wäre. Schauen wir uns also an, was wir bisher über die Wirkung von Cannabis als Behandlung bei Depressionen wissen, welche Erfahrungen Betroffene gemacht haben und für wen eine Behandlung mit Cannabis sich empfiehlt.
Mit Cannabis gegen das Stimmungstief – Einführung in ein umstrittenes Thema
Ganze 20 bis 30 Prozent der von Depressionen Betroffenen sprechen nicht auf die Therapie mit den klassischen Medikamenten an. Bei Patient:innen, die bereits zwei verschiedene Antidepressiva ausprobiert haben, ohne Erfolge festzustellen, spricht man von therapieresistenter Depression.
Zu dieser Gruppe zu gehören, kann extrem entmutigend sein. Umso wichtiger ist es, dass alternative Behandlungsmethoden erforscht und in Betracht gezogen werden. Die Frage, ob medizinisches Cannabis eine Alternative für Patient:innen mit therapieresistenter Depression sein kann, polarisiert nach wie vor.
Seit der Gesetzesänderung im April 2024 ist die Nutzung von Cannabis für medizinische Zwecke anerkannter und die Verschreibung einfacher geworden. Cannabis ist seitdem nicht mehr im Betäubungsmittelgesetz gelistet. Behandler:innen bieten sich mehr Spielräume und immer mehr Menschen stellen sich die Frage, ob die Behandlung mit medizinischem Cannabis für sie eine gute Wahl ist.

Was bedeutet Depression eigentlich? Symptome, Ursachen und Formen
Depressionen können sich auf ganz unterschiedliche Arten äußern. Therapeut:innen greifen meist auf ausführliche Anamnesegespräche oder Fragebögen zurück, um Symptome und deren Ausmaß einzuschätzen.
Häufige Anzeichen und Beschwerden
Besonders häufig berichten von Depression Betroffene von:
- Anhaltend gedrückter Stimmung, Gefühlen von Traurigkeit oder Leere
- Verlust von Interesse oder Spaß an Aktivitäten, die sie früher mochten
- Starkem Gewichtsverlust oder starker Gewichtszunahme oder veränderter Appetit
- Schlafprobleme, darunter Einschlaf- und Durchschlafprobleme oder ein ungewöhnlich hohes Schlafbedürfnis
- Ständige Müdigkeitsgefühle, wenig Energie
- Gereiztheit und Aggressivität (vor allem bei Männern)
- Ungewöhnlichen Konzentrationsschwierigkeiten, auch beim Lesen oder Medienkonsum
- Gefühlen der Rastlosigkeit und Unruhe
- Verlangsamten Bewegungen oder Sprechmustern
- Wiederholten Gedanken an Tod oder Suizid
Verschiedene Arten von Depressionen
Die bekannteste Variante der Depression ist die unipolare Depression. Typisch sind wochen- oder monatelange andauernde (und häufig wiederkehrende) schwere depressive Episoden.
Bei der Bipolaren Störung gibt es dagegen, wie der Name vermuten lässt, zwei verschiedene Extreme. Es kommt zu Wechseln zwischen Episoden mit deutlich depressiven Symptomen auf der einen und manischen Phasen auf der anderen Seite.
Manische Phasen erkennst du an Symptomen wie übersteigerter Energie, Euphorie oder riskantem, verantwortungslosem Verhalten.
Bei chronischen depressiven Verstimmungen (Dysthymie) sind die Symptome weniger stark. Dafür halten sie aber über lange Zeiträume (mindestens zwei Jahre) fast durchgehend an.
Saisonale Depressionen (SAD) treten immer wieder im Winter auf. Licht- und Vitamin D-Mangel macht sie wahrscheinlicher. Und es gibt noch weitere Varianten wie Postpartale Depressionen (innerhalb der ersten Zeit nach der Geburt) oder psychotische Depressionen (mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen verbundene Depressionen).
Mögliche Auslöser und Risikofaktoren
Depressionen lassen sich, wie die meisten Erkrankungen, nicht durch eine einzige Ursache erklären. Man geht heute von einigen Faktoren aus, die sowohl individuell als auch kombiniert depressive Störungen begünstigen.
Waren Depressionen schon bei deinen Großeltern, Eltern oder anderen Verwandten ein Thema? Dann bist du vermutlich genetisch vorbelastet. Du wirst deswegen nicht zwingend auch mit Depressionen zu kämpfen haben. Es erhöht aber zumindest die Wahrscheinlichkeit depressiver Episoden bei dir und anderen Familienmitgliedern.
Eine gesunde Hirnchemie schützt vor psychischen Erkrankungen. Wenn sie außer Kontrolle gerät, kann das mit Depressionen verbunden sein. Ob das Ungleichgewicht Ursache oder Folge von Depressionen ist, ist noch umstritten. Allerdings können bestimmte Umstände wie Schlafmangel oder Drogenkonsum, die sich negativ auf das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn auswirken, mitauslösend für Depressionen wirken.
Wenig überraschend spielen auch die Lebensumstände eine große Rolle. Wer unter chronischem Stress leidet, traumatische Erfahrungen durchlebt, einen nahestehenden Menschen verliert oder chronisch einsam ist, hat ein höheres Risiko für depressive Erkrankungen.
Besonders schwierig für Betroffene (und auch für die Behandlung) ist außerdem, dass Depressionen häufig zusammen mit anderen Erkrankungen wie Angststörungen oder Schmerzerkrankungen auftreten.
Resilienz
Je mehr der obigen Faktoren zusammentreffen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer depressiven Störung. Auf der anderen Seite ist der Zusammenhang nicht immer so eindeutig und schon gar nicht vorhersagbar. Manche Menschen sind genetisch vorbelastet, erleben Schicksalsschlag nach Schicksalsschlag und bleiben doch psychisch stabil.
Forscher:innen vermuten, dass individuelle Unterschiede oft auf unterschiedliche Widerstandsfähigkeiten oder Resilienzen zurückzuführen sind. Zu diesem Thema gibt es noch viel ausstehende Forschungsarbeit.
Bisherige Behandlungsmethoden: Was hilft klassisch bei Depressionen?
In den letzten Jahrzehnten haben Forscher:innen einige gute Ansätze entwickelt, um Depressionen zu behandeln. Releaf stellt dir hier die wichtigsten klassischen Heilansätze vor.
Psychotherapie, Medikamente und andere anerkannte Optionen
Die zwei Hauptansätze zur Behandlung von Depressionen sind Psychotherapie und Medikation. In der Therapie wird oft die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) genutzt. Sie will Patient:innen helfen, negative Gedankenkreise zu erkennen und zu stoppen. So sollen sie Werkzeuge an die Hand bekommen, um selbst etwas gegen die Erkrankung zu tun.
Zur Medikation werden üblicherweise Antidepressiva wie SSRIs oder SNRIs genutzt. Sie sollen für bessere Verfügbarkeit und Stabilisierung der relevanten Botenstoffe im Gehirn (v.A. Serotonin und Noradrenalin) sorgen.
Besonders die Kombination beider Ansätze empfinden viele Patient:innen als hilfreich.
Grenzen konventioneller Ansätze
Wie zu Anfang bereits erwähnt, ist das große Problem, dass diese Behandlungen nicht bei jedem anschlagen. Einige fühlen sich schon nach wenigen Wochen deutlich besser, andere warten monatelang vergeblich auf positive Effekte.
Hinzu kommt, dass die Suche nach dem passenden Medikament oft langwierig ist. Nicht selten vergehen Monate, bis ein Präparat gefunden wird, das wirkt und gleichzeitig gut vertragen wird. Die typischen Antidepressiva können teils schwerwiegende Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Libidoverlust, Müdigkeit oder Gefühle emotionaler Stumpfheit auslösen.
Ein häufiges Problem in der Psychotherapie ist, dass Patient:innen in Deutschland schon seit Jahren mit Wartezeiten von mehreren Monaten rechnen müssen. Eine Zumutung für jemanden, der seine Beschwerden behandeln und seinen Alltag wieder stabilisieren möchte.
Aufgrund dieser Versorgungslücken öffnen sich immer mehr Patient:innen mit Depression anderen Wegen zur Behandlung zu, darunter Achtsamkeitstraining, Psychedelika und medizinischem Cannabis.

Cannabis als Therapieoption: Grundlagen, Wirkmechanismen und Potenzial
Cannabis wird als Pflanze seit Jahrtausenden zu verschiedenen Zwecken genutzt. Die moderne Wissenschaft hinkt noch hinterher und beginnt gerade erst, an der Oberfläche von Wirkmechanismen und möglichen Anwendungsgebieten zu kratzen.
Cannabis: Arzneimittel, Sorten und Wirkstoffe (THC vs. CBD)
Medizinisches Cannabis lässt sich kaum mit auf der Straße gekauften Cannabisprodukten vergleichen. Es besteht ausschließlich aus pharmazeutischen reinen Blüten und Extrakten und hat ein genau definiertes Wirkstoffprofil. Nichtmedizinisches Cannabis dagegen variiert stark in seiner Zusammensetzung und bringt darum mehr Risiken (und weniger positive Effekte) mit sich.
Die beiden für die Wirkweise von Cannabis wichtigsten Hauptkomponenten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).
- THC ist der “psychoaktive” Bestandteil, also der Teil, der für das "High"-Gefühl verantwortlich ist. Es wirkt aber auch schmerzlindernd, appetitanregend und kurzfristig euphorisierend.
- CBD ist nicht psychoaktiv. Es wirkt eher ausgleichend, mildert Ängste, lindert Entzündungen und kann den oft unerwünschten Effekten von THC entgegenwirken.
In der modernen Cannabis-Therapie geht es darum, das richtige Verhältnis von THC und CBD zu finden, damit die therapeutische Wirkung ohne störende Nebenwirkungen genutzt werden kann. Das Verhältnis kann individuell an Patient:innen und deren Bedürfnisse (abhängig von Symptomatik, Verträglichkeit und Behandlungsziel) angepasst werden.
Das Endocannabinoid-System und seine Verbindung zur Psyche
Warum wirkt Cannabis auf den menschlichen Körper? Das liegt daran, dass wir ein eigenes System besitzen, in dem die Wirkstoffe arbeiten können: das Endocannabinoid-System (ECS). Innerhalb des ECS werden einige unserer wichtigsten Körperprozesse wie Schlaf, Stimmung, Appetit, Schmerzempfinden und Stressregulation im Gleichgewicht gehalten.
Unsere eigenen Cannabinoide (das sind die Endocannabinoide) binden an die Rezeptoren CB1 und CB2 in Gehirn und Nervensystem. Wer unter ständigem, starkem Stress steht, scheint weniger der “Wohlfühl-Botenstoffe” zu produzieren.
Wenn sie korrekt abgestimmt und eingesetzt werden, imitieren sie die körpereigenen Stoffe auf hilfreiche Weise und verbessern Stimmung, Motivation und Stressverarbeitung.
Einfluss von Cannabis auf depressive Symptome
Cannabis wird als Mittel gegen Depression erforscht, da einige seiner Effekte gut für Erkrankte sind. Niedrig dosiert kann THC das Dopaminsystem in unserem als “Belohnungszentrum” bekannten Gehirnbereich aktivieren. Viele Nutzer:innen berichten von schnell wirkenden positiven Effekten auf Stimmung, Antriebslosigkeit und Grübelschleifen.
CBD wirkt vor allem stabilisierend. Es bindet an die Serotoninrezeptoren 5-HT1A, die auch Anlaufstelle für viele Antidepressiva sind. Dadurch können depressive oder ängstliche Zustände verbessert werden. Diese Wirkweise bleibt relevant für zukünftige Depressionsforschung.
Was sagt die Forschung? Studienlage zu Cannabis bei Depressionen
Die Forschung zur medizinischen Nutzung von Cannabis hat über viele Jahrzehnte stagniert. Politisch war sie lange nicht gewünscht und dementsprechend kaum möglich. Aber in den letzten Jahren hat dieser Forschungsbereich endlich wieder Fahrt aufgenommen, sodass wir inzwischen ein paar gute Einblicke in die Wirkweise von Cannabis haben.
Positive Forschungsergebnisse und vielversprechende Ansätze
2021 untersuchten Forscher:innen die Wirkung von medizinischen Cannabis bei Stress und Depression. Proband:innen berichteten von weniger starken depressiven Symptomen, besserem Schlaf und höherer Lebensqualität.
2024 wurden 59 ambulante Patient:innen mit schwerer Depression über 18 Wochen mit medizinischen Cannabis behandelt und beobachtet. Die Ergebnisse sind nichts weniger als beeindruckend, denn mehr als die Hälfte der schwer erkrankten Teilnehmenden erlebte eine Verbesserung der Symptome um mehr als 50%.
In anderen Studien war die Einnahme von medizinischen Marihuana mit einer deutlichen Abnahme von Ängsten und Schlafverbesserungen verbunden. In den nächsten Jahren, gerade mit der zunehmenden Akzeptanz dieser Behandlungsform, können wir mit vielen weiteren Ergebnissen aus der Forschung zu medizinischem Cannabis rechnen.
Kritische Stimmen, Risiken und offene Fragen
Auf der anderen Seite hört man immer wieder kritische Stimmen. Sie berufen sich zum Beispiel auf Querschnittsstudien, laut denen Cannabiskonsument:innen stärker von Depressionen betroffen sind. Das klingt auf den ersten Blick erschreckend, aber Achtung bei der Interpretation solcher Ergebnisse. Bei Querschnittstudien lässt sich nicht ausmachen, was zuerst kam: Folgte die Depression auf den Cannabiskonsum oder neigen an Depression Erkrankte eher dazu, zu Cannabis zu greifen um sich selbst zu behandeln? Ein großer Unterschied zwischen den Studien liegt außerdem in der Art des verwendeten Cannabis. Die Ergebnisse der obengenannten positiven Studien beziehen sich auf die Nutzung von medizinischen Cannabis, während die kritischen Studien sich oft auf unregulierten und unbegleiteten Freizeitkonsum von hochpotentem THC-Cannabis beziehen.
Chancen und Risiken im Überblick: Wie sicher ist Cannabis bei Depressionen?
Ganz gleich, wie hilfreich eine Therapie ist, sie ist immer auch von Nebenwirkungen begleitet. So ist es auch mit medizinischen Cannabis. Lies weiter für mehr Informationen zu möglichen Nebenwirkungen, Toleranzentwicklung und Suchtpotenzial.
Mögliche Nebenwirkungen & unerwünschte Effekte
Die meisten Nebenwirkungen bei der Behandlung von Depressionen mit medizinischem Cannabis sind flüchtig und mild, als da wären Mundtrockenheit, Schwindel, Müdigkeit oder schnellerer Herzschlag.
Auch hier ist wieder vor allem beim Kauf und Konsum von nichtmedizinischem Cannabis Achtung geboten. In diesen Sorten finden sich oft unvorhersehbare Wirkprofile, die mehr Nebenwirkungen (wie Paranoia, Angst oder Verwirrung) auslösen können als gut regulierte Produkte.In seltenen Fällen (wahrscheinlicher bei vorbelasteten Personen), kann hochpotentes THC sogar eine Cannabis-Psychose auslösen. Der Blick auf die möglichen Nebenwirkungen macht klar, warum wir ausschließlich zum Kauf von hochwertigem medizinischem Cannabis und nicht zu Experimenten aus unkontrollierten Quellen raten.
Abhängigkeit, Toleranz und Entzug
Ja, der Konsum von Cannabis kann dich abhängig machen. Schätzungen zufolge entwickeln etwa 9 % der Nutzer:innen eine Abhängigkeit. Beim gut kontrollierten medizinischen Konsum liegt die Quote scheinbar niedriger.
Auch eine Toleranzentwicklung ist möglich. Wenn du häufig oder in hohen Dosen konsumierst, kann das natürliche Gleichgewicht in deinem Belohnungssystem überfordert werden. Du kannst dich emotional abgestumpfter fühlen und dein Risiko für Antriebslosigkeit oder Abhängigkeit steigt.
Auch abruptes Stoppen nach regelmäßigem Konsum kann sich negativ bemerkbar machen, zum Beispiel durch Reizbarkeit, Schlafstörungen und Ängste.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Bevor du die Behandlung startest, sprich unbedingt mit deinem Arzt über Cannabis. Das ist auch dann nötig, wenn du das gut regulierte medizinische Cannabis nutzt. Der Grund ist, dass es mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt, das heißt, die Wirkung der Medikamente kann entweder verstärkt oder abgeschwächt werden.
Zum Beispiel werden in der Leber die gleichen Enzyme zum Abbau von Cannabis aufgewendet wie für viele andere Medikamente, darunter auch einiger Antidepressiva.

Für wen kommt medizinisches Cannabis infrage? – Indikationen & Kontraindikationen
Medizinisches Cannabis zur Behandlung von Depressionen ist eine gute Wahl für einen bestimmten Kreis von Patient:innen. Wer das ist und warum, erklären wir hier.
Wer kann profitieren?
Die Therapie mit Cannabis ist vor allem für Betroffene mit therapieresistenter, schwerer oder schwer behandelbarer Depression zu empfehlen. Wenn du bereits mehrere Behandlungsversuche mit Medikamenten oder gar Psychotherapie hinter dir hast und die erhofften Erfolge ausgeblieben sind, könnte medizinisches Cannabis für dich sinnvoll sein.Wenn du neben deiner Depression mit chronischen Schmerzen, starker Unruhe oder Schlafstörungen zu kämpfen hast, könntest du gleich doppelt profitieren. In solchen Fällen setzt Cannabis an mehreren Symptomen gleichzeitig an.
Wann solltest du Cannabis eher nicht nutzen?
Es gibt ein paar klare Kontraindikationen gegen Cannabis. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Psychosen oder Schizophrenie oder Patient:innen, die gleichzeitig von schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, sind keine guten Kandidat:innen. Besonders dringend vom Konsum abgeraten wird Jugendlichen, da deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, und Schwangeren und Stillenden.
Der Weg zum Rezept: Rechtliche Lage und Zugang zu Cannabis in Deutschland
Der Zugang zu medizinischem Cannabis wurde in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend erleichtert. Es gibt aber nach wie vor einige klare Regeln und Vorschriften.
Voraussetzungen, Verschreibung und Ablauf
Seit dem Medizinal-Cannabis Gesetz vom April 2024 ist Cannabis nicht mehr im Betäubungsmittelgesetz gelistet. Aber es gilt weiterhin als verschreibungspflichtiges Arzneimittel.
Im Sozialgesetzbuch finden sich folgende Bedingungen für die Verordnung von medinischem Cannabis an Patient:innen:
- Es muss eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen.
- Eine anerkannte Standardtherapie steht nicht zur Verfügung oder hat nicht gewirkt.
- Es besteht die begründete Aussicht auf eine spürbare Besserung.
Übernahme durch Krankenkasse – Möglichkeiten und Hürden
Vor der ersten Verordnung auf Kassenkosten musst du einen Antrag bei deiner Krankenkasse stellen. Es kann einige Wochen dauern, bis du von deiner Krankenkasse Rückmeldung bekommst. Das Gute ist, dass deine Kasse den Antrag nur in begründeten Ausnahmefällen ablehnen darf. Das heißt, wenn die medizinischen Kriterien erfüllt sind, hast du gute Chancen auf eine Genehmigung.
Anwendung, Dosierung & Konsumformen: Was muss ich beachten?
Wurde die Therapie genehmigt, stellt sich die Frage nach dem "Wie". Du kannst medizinisches Cannabis auf unterschiedliche Arten anwenden. Die Eigenschaften der verschiedenen Möglichkeiten stellen wir dir hier vor.
Blüten, Öle, Sprays & Co – Vor- und Nachteile
In Deutschland sind hauptsächlich drei Formen verfügbar:
- Getrocknete Blüten: Du rauchst sie nicht, sondern erhitzt und inhalierst sie in einem medizinischen Verdampfer (Vaporizer). Vorteil: Die Wirkung tritt sehr schnell ein, innerhalb von Minuten. Ideal für akute Krisen. Nachteil: Die Wirkung hält kürzer an, und die Dosierung ist schwieriger.
- Cannabisextrakte (Öle): Du tropfst sie meist unter die Zunge. Vorteil: Die Wirkung hält deutlich länger an (4-8 Stunden) und sorgt für einen stabilen Wirkstoffspiegel. Die Dosierung ist sehr präzise. Nachteil: Der Wirkungseintritt ist verzögert (30-90 Minuten).
- Fertigarzneimittel (Sprays): Sie bieten eine standardisierte und sehr genaue Dosierung pro Sprühstoß.
Tipps für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang
Der wichtigste Grundsatz bei der Verwendung von medizinischem Cannabis lautet: "Start low, go slow". Beginne mit einer minimalen Dosis. Du kannst sie dann über Tage und Wochen langsam steigern, bis du den gewünschten Effekt erreicht hast, ohne dass störende Nebenwirkungen auftreten.
Auch die Auswahl der für dich und deine Bedürfnisse richtigen Sorte ist wichtig. Die Wirkung der Sorte Blue Dream eignet sich gut für die Behandlung von Depressionen. Sie wird von vielen als ausgleichend und stimmungsaufhellend beschrieben, was auf ihr Wirkstoffprofil zurückzuführen ist.
Erfahrungsberichte: Wie erleben Betroffene die Cannabis-Therapie?
Inzwischen haben viele Patient:innen auf eine Behandlung mit medizinischem Cannabis gesetzt, sodass neu Interessierte auf den breiten Erfahrungsschatz Anderer zurückgreifen können.
Erste Erfahrungen und kurze Rückmeldungen von Patienten
Viele Berichte ähneln sich in einem Punkt: sie berichten von außergewöhnlich schneller Linderung. Kein Wunder, dass viele positiv überrascht sind, denn bei Antidepressiva dauert es üblicherweise Wochen, bis ein Effekt eintritt.
Mit medizinischem Cannabis kann sich der Effekt innerhalb von Minuten bemerkbar machen. Andere freuen sich, dass sie zum ersten Mal seit Jahren wieder durchschlafen können oder genug Energie haben, ihre Alltagsaufgaben zu erledigen.
Langfristige Effekte auf den Alltag und die Lebensqualität
Der Wunsch von Patient:innen ist kein kurzer Rausch, sondern die Rückkehr zu einem normalen Alltag. Zur Arbeit zu gehen, sich mit Freunden zu treffen und ein Buch konzentriert lesen zu können. Jedes Stück Normalität bringt auch ein Stück Lebensqualität zurück.
Die Cannabis-Therapie ist für viele nicht das Heilmittel, dass die Depression ein und für alle mal verschwinden lässt. Aber sie hilft dabei, die Symptome so weit in den Griff zu bekommen, dass das Leben sich wieder bereichernd und lebenswert anfühlt.
Fazit: Perspektiven, Chancen und Grenzen der Cannabis-Behandlung bei Depressionen
Medizinisches Cannabis ist kein Allheilmittel und mit Sicherheit nicht für jede und jeden geeignet. Aber für die passenden Patient:innen kann es eine Linderung der Symptome verschaffen, die sie schon lange vergeblich gesucht haben.
Die Behandlung von Depressionen mit medizinischem Cannabis sollte immer unter ärztlicher Aufsicht und nur mit reinen medizinischen Cannabisprodukten hoher Qualität stattfinden. Triff die Entscheidung für die Behandlung immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin deines Vertrauens.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann Cannabis zur wirksamen Behandlung von Depressionen eingesetzt werden?
Es gibt Hinweise, dass medizinisches Cannabis bei manchen Patientinnen und Patienten die Schwere der Depression kurzfristig verringern kann – insbesondere wenn andere Antidepressiva nicht helfen. Langfristige Sicherheit und Wirksamkeit sind jedoch nicht belegt, und Cannabis kann bei manchen Menschen Symptome auch verschlechtern.
Wie wirkt Cannabis im Gehirn, um Depressionssymptome zu beeinflussen?
Cannabis beeinflusst das Endocannabinoid-System in deinem Gehirn, das an der Regulierung von Stimmung, Stress und Emotionen beteiligt ist. THC und CBD können auf Nervenzellen wirken und kurzfristig stimmungsaufhellende Effekte auslösen.
Was sind die Risiken oder Nebenwirkungen der Anwendung von Cannabis bei Depressionen?
Zu den Risiken gehören Abhängigkeit, Gedächtnisprobleme, verschlechterte mentale Gesundheit und mögliche Verstärkung von Depressionssymptomen. Auch Angstzustände, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme können als Nebenwirkungen auftreten.
Kann Cannabis bei manchen Menschen Depressionen verschlimmern?
Bei einigen Menschen kann Cannabis Depressionen verstärken oder das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen. Vor allem eine langfristige oder hochdosierte Einnahme kann sich negativ auf die Stimmungslage auswirken.
Ist Cannabis eine sichere Alternative zu herkömmlichen Antidepressiva?
Cannabis wird aus medizinischer Sicht nicht als sichere Alternative zu klassischen Antidepressiva empfohlen, da Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen nicht ausreichend belegt sind.
Wer sollte die Anwendung von Cannabis zur Behandlung von Depressionen vermeiden?
Du solltest die Anwendung vermeiden, wenn du ein Psychose-Risiko hast, an Suchterkrankungen oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidest. Auch für Jugendliche und Schwangere wird von der Nutzung abgeraten.
Welche Arten oder Sorten von Cannabis gelten als die besten zur Behandlung von Depressionen?
Es gibt keine eindeutig empfohlenen Sorten; einige Patientinnen und Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit Sorten mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt. Die Forschung zu optimalen Cannabissorten bei Depression ist jedoch begrenzt.
Bietet die Anwendung von Cannabis eine kurz- oder langfristige Linderung bei Depressionen?
Cannabis kann kurzfristig die Stimmung heben, bietet jedoch keine belegte langfristige Linderung bei Depressionen. Langfristige Nutzung kann Risiken bergen und deine Symptome verschlechtern.
Ist Cannabis ein Stimmungsstabilisator oder kann es die Stimmungsregulation beeinflussen?
Cannabis wirkt nicht als klassischer Stimmungsstabilisator, kann aber deine Stimmung beeinflussen. Die Effekte auf die Stimmungsregulation sind individuell sehr unterschiedlich.
Hilft Cannabis sowohl bei Depressionen als auch bei Angstzuständen?
Einige Anwender und Anwenderinnen berichten über eine Linderung von Depression und Angst, wissenschaftliche Belege für eine effektive Behandlung beider Erkrankungen mit Cannabis sind jedoch unzureichend.
Was solltest du wissen, bevor du Cannabis für psychische Erkrankungen ausprobierst?
Bevor du Cannabis einsetzt, solltest du die Risiken, Nebenwirkungen und die fehlende Studienlage zur Langzeitwirkung beachten. Eine ärztliche Beratung wird dringend empfohlen.
Wie schneidet die Anwendung von Cannabis bei Depressionen im Vergleich zu anderen gängigen Behandlungen ab?
Im Vergleich zu etablierten Therapien wie Antidepressiva oder Psychotherapie ist Cannabis weniger gut untersucht und wird seltener empfohlen. Die Wirksamkeit klassischer Behandlungen gilt als besser belegt.
Autoren

Anna Muntanjohl
LinkedInAnna ist Online-Redakteurin und hat einen M.Sc. in Psychologie. In ihrer Arbeit verbindet sie ihren wissenschaftliche Hintergrund mit journalistischer Aufbereitung und widmet sich am liebsten Themen an der Schnittstelle von psychischer Gesundheit und Gesellschaft.
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