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Cannabis-Therapie bei Schmerzen: Durchbruch oder Mythos für Schmerzpatienten?

Cannabis-Therapie bei Schmerzen: Durchbruch oder Mythos für Schmerzpatienten?

Arne Siegner Cannabis Writer

Autor

Arne Siegner

28.10.2025 8 Min. zum Lesen
Cannabis-Therapie bei Schmerzen

In der Schmerzbehandlung hat sich in den vergangenen Jahren ein bemerkenswerter Wandel vollzogen. Immer mehr Betroffene wenden sich Cannabis als mögliche Alternative zu konventionellen Schmerzmitteln zu – eine Entwicklung, die durchaus nachvollziehbare Gründe hat.


Denn viele Patient*innen berichten davon, dass herkömmliche Therapieansätze bei ihnen nicht den gewünschten Erfolg bringen oder mit belastenden Nebenwirkungen einhergehen. Sowohl wissenschaftliche Untersuchungen als auch Erfahrungsberichte zeigen, dass medizinisches Cannabis vor allem bei chronischen Schmerzen neue Perspektiven eröffnet.


Cannabis-Therapie bei Schmerzen Was steckt dahinter

Cannabis-Therapie bei Schmerzen: Was steckt dahinter?


Kommen wir zunächst einmal zur Begriffsdefinition. Unter einer klassischen Cannabis-Therapie versteht man die ärztlich verordnete Anwendung von Cannabisblüten, Extrakten oder Fertigarzneimitteln zur Linderung von Beschwerden. Im Mittelpunkt steht dabei nicht etwa ein „High“ hervorzurufen, sondern eine kontrollierte medizinische Wirkung zu erreichen.


Was sind die wichtigsten Wirkstoffe in medizinischem Cannabis?


Die bekanntesten Cannabinoide, von denen du bestimmt schon einmal gehört hast, sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC kann Schmerzen und Spastiken lindern, während CBD eher entzündungshemmend und beruhigend wirkt.


Welches Cannabis wirkt bei chronischen Schmerzen?


Die Darreichungsform – ob nun Blüten, Extrakte oder fertige Arzneimittel – spielt eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger für die Wirksamkeit bei langanhaltenden Schmerzen ist, wie gut jemand das jeweilige Präparat verträgt und in welchem Mengenverhältnis THC und CBD vorliegen. In der Praxis zeigen häufig Präparate mit einem höheren THC-Anteil deutliche schmerzlindernde Effekte, während CBD parallel dazu ausgleichend wirkt und Entzündungen entgegenwirken kann.


Wie entfaltet Cannabis seine schmerzlindernde Wirkung im Organismus?


Die Wirkstoffe aus Cannabis docken an spezielle Bindungsstellen des Endocannabinoid-Systems (ECS) an – einem körpereigenen Netzwerk, das unter anderem unsere Schmerzwahrnehmung, Gefühlswelt und unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Über diese Interaktion lassen sich Schmerzsignale abschwächen und entzündliche Vorgänge im Körper günstig beeinflussen.


Einsatzbereiche: Welche Schmerzarten sprechen auf Cannabis an?


  • Langanhaltende versus akut auftretende Schmerzen: Die wissenschaftliche Datenlage ist besonders bei chronischen Schmerzbildern umfangreich, während akute Verletzungsschmerzen weniger erforscht sind.

  • Nervenschmerzen: Diese Form tritt charakteristischerweise bei geschädigten Nervenstrukturen auf, etwa als Folge chirurgischer Eingriffe oder einer diabetischen Erkrankung.

  • Tumorbedingte und onkologische Schmerzen: In der begleitenden Versorgung schwerkranker Menschen findet Cannabis als zusätzliche Therapieoption Verwendung.

  • Rheumatische und entzündliche Schmerzen: Erste Studien deuten auf eine entzündungshemmende Wirkung hin (DGRh – Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie). Auch bei Arthrose berichten viele Patient*innen von positiven Effekten durch medizinisches Cannabis, insbesondere bei entzündungsbedingten Gelenkschmerzen.

  • Weitere Indikationen: Migräne, Fibromyalgie oder Spastik können ebenfalls Gründe für eine Verordnung sein.

Formen und Anwendung von medizinischem Cannabis


Als Cannabispatient*in hast du mehrere Optionen für eine Behandlung:


  • Cannabisblüten – je nach Sorte variierender THC-/CBD-Gehalt, meist zur Inhalation.

  • Extrakte & Öle – standardisierte Dosierung, oft oral verabreicht.

  • Fertigarzneimittel – z. B. Dronabinol oder Nabiximols, bereits zugelassen und verschreibungsfähig.

  • THC vs. CBD – THC wirkt stärker schmerzlindernd, CBD ergänzt mit beruhigenden und entzündungshemmenden Effekten.

  • Einnahmeformen: Vaporisieren, Tropfen oder Kapseln. Hier hängt die Wahl von Wirkungseintritt und Verträglichkeit ab.

Ablauf und Voraussetzungen der Cannabis-Therapie


Die Behandlung mit Cannabis folgt immer einem wichtigen Grundsatz: Die reguläre Verordnung ist vor allem dann eine Option, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und andere Therapien nicht ausreichend wirken.


Wie läuft die Antragstellung und Genehmigung ab?


In der Regel stellen Ärzt*innen einen Antrag bei der Krankenkasse. Diese prüft dann den Einzelfall individuell. Seit der Gesetzesänderung 2017 gibt es zwar einen Anspruch auf Cannabis als Medizin, allerdings nur unter klar definierten Voraussetzungen.


Was müssen Ärzte und Patient*innen beachten?


  • Regelmäßige Verlaufskontrollen
  • Dokumentation von Wirkung und Nebenwirkungen
  • Abstimmung mit anderen potentiellen Therapien

Typischer Behandlungsablauf und Monitoring


Nach Erstverordnung folgt meist eine Testphase, um die richtige Dosierung und Sorte zu finden. Bei einer erfolgreichen Genehmigung übernehmen Krankenkassen die Kosten vollständig. Privat Versicherte benötigen oft individuelle Vereinbarungen.


Wirkung und Wirksamkeit Was sagt die Wissenschaft

Wirkung und Wirksamkeit: Was sagt die Wissenschaft?


Die Forschung zu Cannabis bei Schmerzen zeigt ein gemischtes, aber zunehmend positives Bild. Besonders bei chronischen und neuropathischen Schmerzen berichten viele Patient*innen von spürbarer Linderung. Und das, während die Evidenz bei akuten Schmerzen deutlich schwächer ausfällt.


Cannabis gegen Schmerzen nach einer Operation wird in vielen Erfahrungsberichten besonders bei Nervenschädigungen genannt, etwa nach chirurgischen Eingriffen oder Verletzungen.


Unser Tipp: Guck dir dazu die Einordnung der Deutschen Schmerzgesellschaft sowie praxisnahe Übersichten von der NDR Gesundheitsredaktion an. Darüber hinaus lohnt sich auch der Blick auf Krankenkassen-Informationen, z. B. die Indikationszusammenfassung der TK.


Erkenntnisse aus Erfahrungsberichten und Leitlinien


Aus der Versorgungspraxis klingt häufig heraus, dass sich Lebensqualität und Schlaf verbessern und der Bedarf an Opioiden sinken kann, wenn andere Therapien nicht greifen. Leitlinien und ärztliche Einschätzungen betonen dennoch die sorgfältige Indikationsstellung und das begleitete ärztliche Vorgehen.


Für einen strukturierten Überblick helfen etwa klinische Infoseiten wie Sana und Caritas Gesundheit. Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen liefert die DGRh eine differenzierte Einordnung.


Die Grenzen der Wirksamkeit


Eines sollte einem immer klar sein. Aus medizinischer Sicht ist Cannabis kein Universalmittel. Bei akuten Schmerzen zeigen sich kaum belastbare Effekte, hier stößt Cannabis an seine Grenzen. Und auch bei leichten Beschwerden überwiegt selten der Nutzen. Außerdem ist zu beachten, dass die Ergebnisse immer sehr individuell ausfallen. Der berühmte Placeboeffekt spielt eine zentrale Rolle und belastbare Langzeitdaten sind je nach Indikation begrenzt. Eine nüchterne Zusammenfassung findest du im Ärzte- und Versorgungsumfeld, etwa in der Begleiterhebung und den Fachartikeln des Deutschen Ärzteblatts sowie in klinischen Vortragsfolien wie der Übersicht der Universitätsklinik Balgrist.


Risiken, Nebenwirkungen und Sicherheit


Häufig genannte Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit und Appetitsteigerung. Seltener treten kognitive Beeinträchtigungen oder kardiovaskuläre Beschwerden auf. Viele Probleme lassen sich durch niedriges Startdosis-Titrationsschema abfedern.


Suchtgefahr und Missbrauchspotenzial


Unter ärztlicher Begleitung ist das Risiko geringer als beim Freizeitkonsum. Es bleibt allerdings vorhanden, vor allem bei hoher Dosierung und langer Anwendung. Aufklärung, Monitoring und klare Therapieziele sollten hier immer im Mittelpunkt stehen.


Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten


Cannabinoide interagieren mit Arzneimitteln, die über CYP-Enzyme metabolisiert werden, zum Beispiel bestimmte Analgetika, Antidepressiva oder Antikoagulanzien. Vor Beginn lohnt ein Check der Komedikation und eine engmaschige Beobachtung. Gehe dazu am besten immer proaktiv auf deinen Arzt zu und berichte Ihm von deinem vollständigen Medikatengebrauch.


Wer besser verzichten sollte


Gefährlich wird es mit Hinblick auf den medizinischen Cannabiskonsum gegen Schmerzen bei Psychosen und schwere kardiale Erkrankungen, ebenso Schwangerschaft und Stillzeit. Generell ist bei allen Formen von Suchterkrankungen besondere Vorsicht geboten. Kliniken verweisen auf individuelle Risiko-Nutzen-Abwägungen, siehe z. B. Sana.


Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland


Seit 2017 kann medizinisches Cannabis bei schwerwiegenden Erkrankungen verordnet werden. Allerdings nur, wenn etablierte Therapien nicht ausreichend wirken. Vertragsärzt*innen dürfen Cannabis verordnen, die Kostenübernahme erfolgt nach Kassenprüfung im Einzelfall.


Führerschein, Arbeit und Alltag


Eine ärztliche Therapie und die damit verbundene Verkehrssicherheit müssen zu jeder Zeit der Behandlung berücksichtigt werden. Die ärztliche Dokumentation, individuelle Leistungsfähigkeit und Vorsicht bei sicherheitsrelevanten Tätigkeiten sind dabei besonders wichtig. Orientierung für Patient*innen geben verständliche Verbraucher- und Klinikquellen wie NDR sowie Klinikratgeber von Caritas Gesundheit.


Cannabis-Therapie bei besonderen Patientengruppen

Cannabis-Therapie bei besonderen Patientengruppen


Bei Minderjährigen ist eine Verordnung die Ausnahme und erfordert besondere Indikationsschärfe und enges Monitoring. Ältere Patient*innen profitieren häufig von besserem Schlaf und Entspannung, reagieren aber empfindlicher auf Kreislauf- und Sturzrisiken.


Patient*innen mit schweren Vorerkrankungen


Bei komplexen Krankheitsbildern kann Cannabis eine Option sein, stets eingebettet in ein interdisziplinäres Behandlungskonzept. Leitliniennahe Einordnungen finden sich bei der Deutschen Schmerzgesellschaft und der DGRh.


Ausblick und Fazit: Die Zukunft der Cannabis-Therapie bei Schmerzen


Die Cannabis-Therapie bei Schmerzen steht an einem spannenden Punkt. Gesellschaftlich, medizinisch und in der Forschung. Immer mehr Studien untersuchen Wirksamkeit, Nebenwirkungen und sichere Anwendungsfelder. Gleichzeitig wächst die Zahl der Patient*innen, die Cannabis ergänzend oder alternativ zu klassischen Schmerzmitteln nutzen.


In den kommenden Jahren wird es immer wichtiger werden, die Forschungslücken weiter zu schließen und die Versorgungspraxis klarer zu regeln.


Eine wichtige Entwicklung ist dabei die zunehmende Differenzierung: Welche Sorten, welche Cannabinoide und welche Dosierungen passen zu welchen Schmerzarten? Ärztinnen, Krankenkassen und Forschende arbeiten daran, individuelle Konzepte zu entwickeln, die Patient*innen mehr Sicherheit und einen klaren Rahmen geben - vergleichbar zu anderen Medikationen. 


Auch rechtlich und gesellschaftlich verändert sich das Umfeld stetig. Alles deutet darauf hin, dass medizinisches Cannabis in Deutschland langfristig ein fester Bestandteil der Schmerztherapie bleibt – immer unter der Prämisse als ein wirksamer Baustein, aber nie als Allheilmittel.


Häufige Fragen (FAQ) zur Cannabis-Therapie bei Schmerzen


Wie schnell wirkt medizinisches Cannabis?


Die Wirkung setzt je nach Darreichungsform unterschiedlich schnell ein. Beim Inhalieren über Vaporizer berichten Patient*innen oft schon nach wenigen Minuten von Effekten. Bei oraler Einnahme wie Ölen oder Kapseln dauert es etwas länger - meist zwischen 30 und 90 Minuten, bis die Wirkung spürbar ist.


Wie finde ich den richtigen Arzt und die richtige Dosierung?


Grundsätzlich können sowohl Hausärztinnen als auch Fachärztinnen medizinisches Cannabis verordnen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Von zentraler Bedeutung ist, dass vorher andere Therapien ausgeschöpft wurden. Die Dosierung erfolgt schrittweise: Ärzt*innen beginnen mit niedrigen Mengen und passen sie individuell an.


Darf ich selbst anbauen?


Nein, in Deutschland ist der Eigenanbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken derzeit nicht erlaubt. Patient*innen erhalten ihr Cannabis ausschließlich über Apotheken. Eine Ausnahmegenehmigung zum Eigenanbau gibt es nicht mehr, seit das „Cannabis-als-Medizin-Gesetz“ 2017 in Kraft trat.


Was kostet die Therapie?


Die Kosten der Behandlung hängen von Produktart und Dosierung ab. Cannabisblüten und Extrakte können mehrere Hundert Euro pro Monat kosten. Wenn die Krankenkasse die Therapie genehmigt, werden die Kosten in der Regel übernommen. Ohne Kostenzusage tragen Patient*innen die Ausgaben selbst.


Hilft Cannabis gegen Nervenschmerzen?


Studien und Patientenerfahrungen zeigen, dass medizinisches Cannabis bei neuropathischen Schmerzen – also Schmerzen, die durch Nervenschädigungen entstehen – Linderung verschaffen kann. Die Wirkung ist individuell verschieden, doch viele berichten von einer spürbaren Reduktion der Schmerzintensität.

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Arne Siegner Cannabis Writer

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Arne Siegner ist SEO-Content-Stratege, Copywriter und Kommunikationsberater mit über 13 Jahren Erfahrung im Marketing. Mit seinem Growth-by-Content-Framework kombiniert Arne datenbasierte SEO-Strategie, hochwertigen Content und messbare Ergebnisse, um nachhaltiges Wachstum und eine starke Markenpräsenz zu schaffen.

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